Ringtreppenturm Rosshafen - eine virtuelle Bunker-Tour
Geschrieben von Michael Grube   
29.11.2009

Ringtreppenturm RosshafenIn einer abgelegenen Ecke des Hamburger Hafens, auf dem ehemaligen Werftgelände der Howaldtswerke, stand bis zu seinem Abriß im November 2009 ein in seiner Bauart in Hamburg einmaliger Werksluftschutz-Bunker. Der Hamburger Unterwelten e.V. hatte vor dem Abbruch Gelegenheit, den Bunker ausführlich zu dokumentieren. Entstanden ist hierbei auch ein virtueller Rundgang, der es nun auch der Öffentlichkeit erlaubt, einmal einen Blick in den Bunker zu werfen.

Äußerlich den im Hamburger Stadtbild häufiger vorkommenden, Wasserturmähnlichen, so genannten „Zombeck-Luftschutztürmen“ auf den ersten Blick sehr ähnlich, hatte dieses Bauwerk doch einen vollkommen anderen, inneren Aufbau. Möglichst viele Menschen sollten bei Fliegeralarm  in möglichst kurzer Zeit in das Schutzbauwerk gelangen können. Um dies zu erreichen, erhöhte der Konstrukteur einfach die Anzahl der Eingänge, ordnete jedem Eingang ein bestimmtes Stockwerk zu und ordnete die Treppen versetzt direkt an der Innenseite der Außenwände an. Entsprechend dieser Anordnung wird diese Bauart häufig Ringtreppenturm oder auch Vieltreppenturm genannt.

Dieser Werksluftschutz-Bunker wurde sehr wahrscheinlich Anfang der 1940er Jahre errichtet, die Zeichnungen datieren vom Oktober 1940. Angegeben sind in diesen Quellen 465 Schutzplätze – angesichts der großen Werft eine eher geringe Zahl. Dies liegt auch daran, dass auf dem Werftareal weitere Luftschutzbauten existierten, die meisten Schutzplätze in verbunkerten Treppenhäusern. Neben der seltenen Bauart hatte der Bunker eine weitere Besonderheit: Er beherbergte auf dem untersten Stockwerk die Befehlsstelle der Werksluftschutz-Leitung der Howaldtswerke, mehrere Arbeitsplätze für Telefonisten bzw. Telefonistinnen und Technikräume für die umfangreichen Fernmeldeanlagen der Werft.

Abbrucharbeiten im November 2009
 
Verglichen mit den vielen anderen, heute meist zerstörten, beschädigten oder oft auch nur mit der Sprühdose bearbeiteten Hamburger Bunkern war dieses Bauwerk beinahe vollständig original erhalten und damit ein besonders interessanter, steinerner Zeitzeuge. Einen gewissen Einblick in die wichtigsten Bereiche erlaubt unsere „virtuelle Bunker-Tour“:
 
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(Klicken Sie auf die Tür, um den Rundgang zu starten)

Ringtreppenturm RosshafenEine ausführliche Dokumentation des Bauwerks ist in der Schriftenreihe des Hamburger Unterwelten e.V. unter dem Titel „Ringtreppenturm Rosshafen“ (Michael & Christel Grube, ISBN 978-3-8370-1750-2) erschienen und im Buchhandel und bei unseren Führungen im Tiefbunker Steintorwall erhältlich.

Weitere, allgemeine Informationen über Luftschutztürme finden Sie auch auf der Website geschichtsspuren.de.

 
 

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